Horror klassisch
Die klassische griechisch-römische Mythologie ist voll von Horrorgeschichten. Eine davon ist die von Philomela, die der römische Dichter Ovid in seinen Werk "Metamorphosen" festgehalten hat: König Tereus hat Prokne, die Tochter des Herrschers von Athen, zur Frau bekommen. Er begehrt aber auch deren Schwester Philomela, entführt sie in einen tief im Wald gelegenen Stall und vergewaltigt sie. Danach schneidet er ihr die Zunge ab, damit sie nicht gegen ihn aussagen kann und hält sie weiter in dem Stall gefangen. Philomela fertigt ein Gewand für ihre Schwester Prokne, in das sie die Bilder ihrer Leidensgeschichte einwebt. Prokne versteht die Botschaft und befreit Philomela aus ihrem Waldgefängnis. In der Raserei der nächtlichen Feiern des Weingottes zerstückeln die beiden Frauen als Rache Tereus’ und Proknes gemeinsamen Sohn Itys, kochen dessen Glieder und setzen sie Tereus zum Mahl vor; der König erkennt erst, was er gegessen hat, als sie ihm den Kopf seines Sohnes präsentieren.
Diese Szene hat Peter Paul Rubens (1577-1640) in dem Gemälde "Das Bankett des Tereus" festgehalten, das er im Auftrag des spanischen Königs malte. Der Antwerpener Cornelis Galle der Ältere (1576-1650), der zahlreiche Werke von Rubens als Kupferstich vervielfältigte, schuf auch zu diesem Gemälde eine (seitenverkehrte) Reproduktion die sich in unserer Kunstsammlung befindet.
Das Bankett des Tereus, Kupferstich von Cornelis Galle d. Ä. nach Peter Paul Rubens, um 1640. Unterschrift: "PROGNE ITYN FILIUM COCTUM TEREO MARITO OEPULANDUM PROPONIT"; darunter zwei zweizeilige Kolumnen mit einer Textstelle aus Ovids Metamorphosen (6. Buch).